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Stellungnahme der SKJP zur Integration / Inklusion und Separation in der Volksschule
18.12.2023

Die SKJP betont die Bedeutung der Integration und Inklusion in der Volksschule als gesellschaftlichen Auftrag. Um den Bildungsauftrag der Volksschule erfolgreich umzusetzen, sind die Qualität des Unterrichts und angemessene Ressourcen und Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Die SKJP-Mitglieder bieten Unterstützung und Beratung für Schulen, Eltern und Kinder an, um herausfordernde Situationen zu bewältigen und eine ganzheitliche Förderung der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen.


Ausgangslage
Die Volksschule steht vor steigenden gesellschaftlichen Erwartungen und Herausforderungen. Die Zahl der Kinder mit besonderen Bedürfnissen in Schulen nimmt zu, während gleichzeitig ein Mangel an qualifizierten Fachkräften besteht. Die Debatte über die Wiedereinführung von Klein- oder Förderklassen findet derzeit in der Öffentlichkeit statt. Dabei geht es mit unterschiedlichen Prioritäten um die Frage, wie die Entlastung der Volksschule, die Förderung von Kindern mit speziellem Bildungsbedarf und die Umsetzung von Integration/Inklusion und Separation in der schulischen Praxis zu verstehen und zu gestalten sind.
Die in der Schulpsychologie und Erziehungsberatung oder als Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen tätigen SKJP-Mitglieder kennen diese Fragen aus ihrer täglichen Praxis. Integration bedeutet die Eingliederung und Teilnahme einzelner Kinder in der Regelklasse. Inklusion geht weiter und bedeutet die gemeinsame und gleichberechtigte Teilhabe aller an der Schule. Der SKJP als Fachverband nimmt zur Frage der Integration/Inklusion und Separation wie folgt Stellung:


1. Gesellschaftlicher Auftrag
Im Grundsatz ist der integrativen Schulform im Regelschulbereich klar der Vorrang zu geben. Dies stützt sich auf die durch den Bund ratifizierte Behindertenrechtskonvention der UNO (BRK) sowie das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG). Die Volksschule hat einen gesellschaftlichen Bildungsauftrag und bereitet auf ein demokratisches Zusammenleben und lebenslanges Lernen vor. Dabei sind Chancengerechtigkeit, Bildung für alle, fachliches und soziales Lernen, Umgang mit Heterogenität, eigenständige Urteilsbildung und Konfliktlösung von großer Bedeutung. Eine gute Entwicklung des Kindes sollte stets im Zentrum stehen. Eine gelingende Integration stellt einen Mehrwert für alle Beteiligten, das betroffene Kind, die Klasse und die Schule dar, weshalb man besser von Inklusion spricht. Die Inklusion, verstanden als gleichberechtigte Teilhabe beeinträchtigter Menschen an der Gesellschaft, soll nicht eine Ausnahme, sondern die Regel darstellen.


2. Qualität vor Form
Der Grundsatz der Integration und Inklusion steht nicht im Widerspruch dazu, dass es zum Wohl aller schulpflichtigen Kinder je nach Bedarf ein gutes integratives und separatives Angebot der Schule braucht, auch Mischformen können erfolgreich sein. Wichtiger als die Form der Schulung (Separation oder Integration) ist die Qualität des Unterrichts für alle Kinder. Dazu gehören eine effektive Unterrichtsführung, eine positive Beziehung zwischen Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern, methodisch-didaktische Kompetenzen, eine gute Zusammenarbeit im Schulteam sowie eine konstruktive Elternarbeit. Die Auswahl und Ausbildung des Lehrpersonals sind entscheidend, um diese Qualität sicherzustellen.


3. Rahmenbedingungen und Ressourcen
Für eine gute Integration und Inklusion braucht es auch entsprechende Rahmenbedingungen und Ressourcen. Es lohnt sich, vermehrt in die Bildung zu investieren. Investitionen bereits in die Frühförderung in Form von Sprach- und Erziehungskursen wirken sich positiv auf den Schuleintritt aus. Für die Integration in der Regelschule wichtig sind eine angepasste Klassengrösse (max. 18-20 Kinder), eine professionelle interdisziplinäre Zusammenarbeit, vermehrtes Team-Teaching sowie ausreichende und zweckmässige Schulräume für Schülerinnen und Schüler sowie das Schulpersonal. Spezifisches Fachwissen sollte nicht nur einzelnen Kindern zugutekommen, sondern das Regelsystem stärken. Dabei muss immer auf einen wirkungsvollen Einsatz der Ressourcen geachtet werden. Hier spielen die Schulführung und die Schulentwicklung eine wichtige Rolle. Falsche Anreize im System wie z.B. mehr Ressourcen durch Indexierung einzelner Schüler/innen sollten vermieden werden.


4. Wir bieten an
Die SKJP-Mitglieder in der Kinder- und Jugendpsychologie, der Schulpsychologie und der Psychotherapie bieten Familien und Schulen Begleitung, Beratung und Abklärung sowie Therapie im Umgang mit anspruchsvollen Schul- und Erziehungssituationen an. Dies kann in der Schule mittels Sprechstunden, vertiefter Begleitung (z.B. bei der Förderplanung), Coaching- oder Supervisions-Gruppen, Mitarbeit in Arbeitsgruppen zur Prävention und psychischen Gesundheit oder Inputs an Weiterbildungen zu Fachthemen erfolgen.
 

Olten, rh/ob, 08.09.2023                 >> Download der Stellungnahme

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